Open Government Data (OGD)

In meinem letzten Blogeintrag habe ich die Stadt Wien als Beispiel einer Smart City im Verwaltungsbereich vorgestellt und einige E-Government-Anwendungen beschrieben.

In diesem Blogeintrag werde ich mich mit Open Government Data befassen.

Was bedeutet dieser Begriff überhaupt?

Hinter OGD steckt die Idee, dass von der Verwaltung gesammelte öffentliche Daten in maschinen-lesbarer Form frei zugänglich gemacht werden. Dazu werden aus technischer Sicht offene Standards bei Schnittstellen und Software benötigt. Zudem muss auf Seiten der Verwaltungen ein rechtlicher Rahmen geschaffen werden, damit klar geregelt ist, welche Daten, wann und in welcher Form zur Verfügung gestellt werden.

Was erhofft man sich durch OGD?

OGD soll das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Regierungshandeln sichern, die Demokratie stärken sowie die Effektivität und Effizienz der Verwaltung verbessern. OGD soll zu mehr Transparenz, zu mehr Teilnahme und zu einer stärkeren Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Bevölkerung führen. Durch Transparenz wird die Qualität politischer Entscheidungen besser vergleich- und bewertbar. Der freie Zugang zu Informationen bildet die Basis für eine aktive Teilnahme der Bevölkerung an demokratischen Prozessen und bildet somit ein Grundpfeiler unserer Gesellschaft. Nutzer können mit den zur Verfügung stehenden Datensätzen eigene Anwendungen erstellen.

Was sind mögliche Anwendungen von OGD?

Auf der Website der Stadt Wien werden zur Zeit 139 Anwendungen aufgelistet. Einige Beispiele:

  • „Mach mit!“-App: Ermöglicht rasches und unbürokratisches Melden von Mängeln und Missständen, wie z.B. Schlaglöcher, an die zuständige Gemeinde. Die Hinweise werden von der App an die Wiener Stadtverwaltung übermittelt.  Eigene Meinung: An und für sich eine nützliche Anwendung. Es kommt aber auch darauf an, welche Mängel und Missstände gemeldet werden. Das ist subjektiv und es besteht die Gefahr, dass sich die Verwaltung mit „Kleinigkeiten“ herumschlagen muss oder gar in Streits zwischen Personen hineingezogen wird.
  • „Wien POIS“-App: Beinhaltet 39 Kategorien mit insgesamt fast 20,000 POIs (Points of Interest), darunter Badestellen, Campingplätze, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser und WC-Anlagen. Die POIs lassen sich auf einer Karte, in einer sortierten Liste (nach Entfernung zur jetzigen Position) oder per Augmented Reality anzeigen. Bei Augmented Reality wird die Kamera des Geräts verwendet und im aufgenommenen Bild werden direkt die POIs eingeblendet. Die App erlaubt Clustering (Zusammenfassen von POIs), Detailansichten inkl. Telefonnummer, Adresse, Öffnungszeiten (kategorienabhängig). Eigene Meinung: Scheint eine sehr nützliche App zu sein. Doch stellt sich die Frage: Kann ein „Point of Interest“ selber bestimmen, ob er in der App angezeigt wird und in welchem Mass?
    Wien POIs
    Wien POIs App, http://www.data.gv.at/anwendungen/wien-pois/

Auf der Website http://www.data.gv.at/anwendungen/ werden 232 Anwendungen für ganz Österreich aufgelistet. Einige Beispiele:

  • „Alarms“-App:  warnt Menschen vor Gefahren und hilft ihnen, darauf zu reagieren und sich in Sicherheit zu bringen. Der Vorteil der App ist, dass die Katastrophenmeldungen auch die Bevölkerung erreicht, welche durch die Sirenen nicht errreicht werden. Eigene Meinung: Das erscheint mir eine sinnvolle App zu sein, gerade in Fällen wo die Bevölkerung nicht über Sirenen erreichbar ist. Zudem kann so auch kommuniziert werden, was los ist und wie sich die Bevölkerung verhalten soll, um sich zu schützen.
  • „Bussgeld Rechner Österreich“-App: Der Katalog beinhaltet mehr als 3000 Vergehen mit allen Konsequenzen. Es wird ersichtlich, wie hoch die Geldstrafe ist, ob man gleich hinter Gitter muss oder wie lange der Führerschein entzogen wird.  Eigene Meinung: Interessanter Ansatz. Wenn man etwas verbrochen hat, kann man gleich schauen, wie man bestraft wird 🙂
  • „rms4BIZ“-App:  Hierbei handelt es sich um ein Rechtsmanagementsystem. Die Plattform gibt Unternehmen die Möglichkeit, für sie relevante Bundesgesetze zu markieren und daraus Aufgaben und Massnahmen abzuleiten. Das Unternehmen wird dann per E-Mail über Gesetzesaktualisierungen benachrichtigt. Die Unternehmen können beliebig viele Nutzer aufsetzen und Aufgaben und Massnahmen r hinterlegen und delegieren. Folgendes Youtube-Video zeigt, wie das System funktioniert:http://www.youtube.com/watch?v=Q9ixW5qMCNM
    Eigene Meinung: Die Idee an sich ist gut, v.a die automatische E-Mail-Benachrichtigung über Gesetzesaktualisierungen. Kritisch finde ich jedoch das Erstellen und Delegieren von Aufgaben via das Rechtsmanagementsystem. Dabei handelt es sich um vertrauliche firmeninterne Abläufe, ich kann mir nicht vorstellen, dass Unternehmen diese Aufgaben tatsächlich via dieses Rechtsmanagementsystem definieren. Die Daten dies Unternehmens sind zwar passwortgeschützt, dennoch sind all diese Informationen im dahinterstehenden System gespeichert und für dort arbeitende Mitarbeiter, welche das System betreuen, einsehbar. Damit hat der Staat eine indirekte Kontrollmöglichkeit, wie sich Unternehmen verhalten.
  •  „Open Data Mashup“-App: Ermöglicht die modulare Verknüpfung verschiedenster Open Data Datensätze. Damit erhält man einen neuen Blickwinkel auf vorhandene Daten. Damit kann man sich z.B. Citybike-Stationen mit freien Rädern, welche nicht weiter als 1 km von einer öffentlichen Bademöglichkeit entfernt sind, anzeigen lassen. Eigene Meinung: Spannender Ansatz. Damit lassen sich Datensätze kombinieren und man kann so auf Zusammenhänge stossen oder zumindest etwas aus einem anderen Blickwinkel erkennen.Open Data Mash-up App
    Open Data Mashup App, http://www.data.gv.at/anwendungen/open-data-mashup/
  • „ÖAMTC App“: Zeigt die aktuelle Verkehrslage des kompletten österreichischen Strassennetzes, Tankstellen inkl. aktueller Treibstoffpreise, gibt direkten Zugang zur Nothilfe und gibt Informationen zu Parking-Anlagen in allen grösseren Städten. Eigene Meinung: Erscheint mir sinnvoll. Es erstaunt mich jedoch, dass die App auch aktuelle Treibstoffpreise der Tankstellen anzeigen kann.