In meinem letzten Blogeintrag möchte ich auf einige Kritikpunkte am Smart-Cities-Konzept-Ansatz hinweisen und am Ende noch ein Fazit ziehen.
Kritik
Smart Meter erfassen den Energieverbrauch alle 15 Minuten und übertragen die Verbrauchswerte elektronisch an die Energieversorgungsunternehmen. Allerdings fressen sie selber 3% des Strom-Jahresverbrauchs. Zudem führen die engen Zeitintervalle zu einer lückenlosen Überwachung. Durch die Zählerumstellung werden Mehrkosten generiert. Es besteht auch die Gefahr, dass Smart Meter dazu eingesetzt werden, einem Verbraucher schnell den Strom abzudrehen, wenn die Rechnung nicht bezahlt wird. Das passiert zum Beispiel in Italien. Smart Meter sollen Verbraucher dazu anhalten, mit der Energie effizienter umzugehen. Doch die meisten Haushalte sind beim Stromverbrauch zeitlich nicht oder nur wenig flexibel, denn sie benötigen Strom am morgen früh und am Abend. Eine Energieberatung könnte eher hilfreicher sein.
In unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft werden technologische Neuerungen sehr schnell von einer riesigen Anzahl Nutzer verwendet, während früher mehrere Jahrzehnte vergingen, bis eine enorme Anzahl Nutzer erreicht wurde. Beispielsweise dauerte es bei Social Media gerade einmal 2 Jahre bis 50 Millionen Nutzer erreicht worden sind, während es beim Auto ca. 50 Jahre dauerte. Damit steigt die Gefahr, dass die Gesellschaft auf die technologischen Neuerungen und den Umgang damit gar nicht vorbereitet ist – Konsequenzen unabsehbar.
Der Smart-Cities-Ansatz setzt v.a. auf Effizienz-Ebene an: Nachhaltigkeit soll durch intelligente Steuerung, Vernetzung technische Innovationen erreicht werden. Es stellt sich die Frage, ob das ausreichen wird. Werden die allfälligen Einsparungsmöglichkeiten durch den Einsatz einer intelligenten Steuerung den Ressourcenmehrverbrauch für den Vertrieb der intelligenten Netze aufwiegen? All diese technologischen Neuerungen benötigen auch Energie und da dann praktisch jedes Gerät smart sein wird, wird mehr Energie gebraucht werden als je zu vor. Nehmen wir Smart Phones als Beispiel: die meisten Nutzer werden ihr Smart Phone wohl mindestens einmal am Tag aufladen müssen, während die Akkulaufzeit der früheren Featured Phones je nach Nutzung bis zu einer Woche hielt.
Es besteht auch die Gefahr, dass Smart-Cities-Konzepte Probleme ignorieren könnten, die sich technisch nicht lösen lassen, z.B. Armut, soziale Ausgrenzung, gesellschaftliches Zusammenleben und unterschiedliche Bedürfnisse der Bevölkerung.
Diskussion
Anlässlich einer Unterrichtseinheit zu unseren Bloginhalten haben wir auch mit unseren Mitkommilitonen über Risiken und Gefahren diskutiert. Als Grundlage haben wir dafür einen Ausschnitt aus dem YouTube-Video „Agenda 21 Smart Cities: Orwell’s Dystopic Nightmare Comes True“ gezeigt. Danach fragten wir, ob das Video sie nachdenklich stimmen würde, ob sie die erwähnten Gefahren für realistisch halten und ob sie in so einer Stadt leben würden. Es zeigte sich, dass unsere Klasse ebenfalls kritisch eingestellt ist und die Sorgen des Videos teilen.
Fazit
Vermutlich werden Smart-Cities in Zukunft nicht vermeidbar sein und die Idee dahinter ist auch nicht unbedingt schlecht. Es wird jedoch entscheidend sein, wie die Konzepte umgesetzt werden. Die Technologie darf den Menschen nicht dominieren. Jeder Mensch sollte ein Recht auf eine Privatsphäre haben und selber entscheiden dürfen, an was er teilnehmen und was er preisgeben will, ohne dass er irgendwann aus Alternativmangel gezwungen sein wird, gegen seinen Willen daran teilzunehmen oder gar seine Privatsphäre herzugeben. Die Bürger sollten in die Entwicklung von Smart-Cities-Konzept miteingebunden werden, denn sie müssen darin leben. Wir hoffen daher, dass sich auch die Politik der Tragweite samt seinen Chancen, Risiken und Gefahren bewusst ist und dass wir als Bürger ebenfalls miteinbezogen werden, ob wir dies alles überhaupt wollen und in welchem Ausmass.
Es war ein spannendes und komplexes Thema und wir hoffen, wir konnten die verschiedenen Aspekte vorstellen. Es war auch interessant, einen Ausflug in die Blogger-Welt zu unternehmen, welche mir vorher unbekannt war.